Amsterdam, den 12. August 1902.
Liebe Frau Schwimmer,
Das Ziel unsre Reise ist die Interparlamentarische Friedensconferenz, welche von 9–12. September in Wien stattfindet. Auf dieser Congresse waren immer viele Ungarn, und auch Graf Aponyi, soweit ich meine, eine von Ihre Minister, fehlte fasst nie. Ich dachte, dass er auch jetzt wieder da sollte sein, und ich hoffte durch Ihm das Erlaubniss zu bekommen, nöthig zum Besuch an das Strafgefängniss Maria-Nostra. Glauben Sie es aber besser, dass Sie es für uns anfragen (auch für mein Gemahl), dann werde ich sehr gern Ihre freundliche Aberbietung acceptiren. Da Sie uns nach dort einige kräftige Männer zu Hülfe. Mein Mann wird von die holländische Frauen unsre „Stuart Mill“, „die kräftigste Apostel für Frauen-Rechte genannt. Zu seiner Qualität als Mitglied von das Parlament, und in das, seit drei Jahren von Stadthalter von Amsterdam, hat er uns schon um ein Menschenleben meisten gebracht.
Die Frauen können in Amsterdam jetzt zu alle Ämter angestellt worden, und werden gleichviel bezahlt wie die Männer. Aber über das alles sprechen wir lieber. Von Wien aus soll ich Ihnen schreiben, um die Tag bestimmen, auf welchen wir in Budapest anlangen.
Mit vielen herzlichen Grüsse,
Ihre
Dr. Aletta H. Jacobs
New York Public Library Manuscripts and Archives Division. Rosika Schwimmer Papers, Box 3.